Nächsten Sonntag ist es wieder so weit, die Flandernrundfahrt steht auf dem Programm! Dann warten wieder Kaliber wie der Koppenberg, die so genannte Muur von Geraardsbergen oder auch der Oude Kwaremont auf das hoch motivierte Fahrerfeld.
Die Ronde ist auf ihre ganz eigene Art und Weise einzigartig, und auch schwer mit einem anderen Rennen zu vergleichen. Der Radsport hat grundsätzlich in Flandern einen großen Stellenwert, aber während dieses Rennens befindet sich ganz Nordbelgien im Ausnahmezustand. Bereits eine Woche vor dem Rennen wird ausführlich in den Zeitungen und im TV berichtet. Die Favoriten werden interviewt, die Strecke wird vorgestellt, kurz: Es wird eine riesige Euphorie empfacht.
Das Rennen selbst ist für Teammanager und Fahrer stets unberechenbar. Vor allem der Koppenberg, der 2007 nicht im Programm war, ist immer wieder eine dieser Stellen, wo keiner so recht weiß, was passiert. Hier haben in den letzten Jahren bereits zahlreiche Favoriten ihre Träume auf den Sieg begraben müssen, manchmal auch ohne eigene Schuld. Dieser Koppenberg (6km bei maximal 22% Steigung) hat zuletzt 2006 auch das gesamte Feld in viele kleine Gruppen zerlegt. Lediglich 20 Fahrer konnten damals dem Antritt Boonens folgen, beziehungsweise in der Abfahrt wieder heranfahren.
Dieser Anstieg war von Beginn an(1975 stand er erstmals im Programm) sehr umstritten. Manche bewunderten dieses Spektakel und verfolgten nur aufgrund des Koppenbergs die Ronde, während andere diese Rennsituationen dort als „heilloses Chaos“, das in einem Radrennen nichts verloren hätte, bezeichneten.
Der Koppenberg hat zwar schon oft für eine Rennentscheidung gesorgt, ist aber bei weitem nicht der einzige schwierige Anstieg.2008 werden 17 dieser so genannten Hellingen im Programm stehen, davon enthalten 9 Anstiege Kasseienabschnitte (Kopfsteinpflaster).Die Mauer von Geraardsbergen ist auch stets einer der entscheidenden Punkte der Ronde. Sie liegt heuer nur 15 Kilometer vor dem Ziel, und ist damit für Attacken gut geeignet.
Die Fans würden sich natürlich gerne einen flämischen Sieger wünschen, das Feld der Favoriten ist aber international stark vertreten.
Beginnen möchte ich diesen Favoritencheck aber mit einem belgischen Fahrer, Philippe Gilbert. Er wird seit einigen Jahren immer wieder als einer der Favoriten genannt. Heuer hat man aber das Gefühl, dass er sich noch einmal im athletischen und taktischen Bereich verbessert hat. Bereits durch seine Siege bei Het Volk und Memorial Samyn hat er gute Form bewiesen, und letzte Woche bei der Mailand – San Remo kam er immerhin unter die Top 3!Gilbert hat zwar schon einmal vor 2 Jahren Het Volk gewonnen, zeigte aber damals nicht diese Konstanz im Frühjahr, und hatte auch nicht das nötige Glück..
Mein Tipp: Bei gutem Rennverlauf kann er gewinnen, ansonsten dürfte er aber in jedem Fall einen vorderen Platz unter den Top 10 belegen.
Fabian Cancellara zählt nach bereits 2 Siegen bei den großen 5 Monumenten des Radsports für mittlerweile auch viele Experten zu den Favoriten. Das Rennen am nächsten Sonntag könnte ihm aber etwas zu schwer sein. Ihm dürften die steilen Hellingen nicht so liegen wie die kurzen Capi bei der Primavera.
Mein Tipp: Cancellara verwendet die Flandernrundfahrt nur als Vorbereitung auf Paris-Roubaix und erreicht das Ziel nicht im Spitzenfeld.
Tom Boonen hat nach 2 Siegen in Folgen letztes Jahr Probleme gehabt seine Topform zu finden. Vor allem an den ganz steilen Anstiegen hatte er Probleme. Auch die Spritzigkeit fehlte ein bisschen. Trotzdem hoffen natürlich die Flamen auf eine erneut starke Leistung des Mannes aus Hasselt.
Mein Tipp: Boonen ist wieder stärker als im Vorjahr und kommt unter die besten 5. Für ganz vorne reicht es aber wohl nicht.
Leif Hoste ist der ewige Zweite dieses Rennens. Es fehlten ihm bei seinen 3 zweiten Plätzen bisher immer nur Kleinigkeiten zum Sieg. Viele würden es dem sympathischen Belgier gönnen. Er hat jedoch immer wieder Probleme im Sprint gehabt, und müsste daher wohl als Solist ins Ziel kommen
Mein Tipp: Es reicht für einen Platz auf dem Podium. Er wird offensiv fahren, und am Ende vielleicht sogar für seine Mühen belohnt werden. Er braucht jedoch Glück und ein sehr starkes Team.
Alessandro Ballan hat letztes Jahr nicht ganz unerwartet die Ronde gewonnen. Aber einen Sieg zu verteidigen ist immer schwer. Dass die Form im Großen und Ganzen stimmt hat er bei Mailand – San Remo gezeigt. Aber es ist schwer nach der Classicima über seine Chancen zu spekulieren, weil in Flandern natürlich ganz andere Qualitäten gefragt sind. Trotzdem ist auch er einer der Favoriten schlechthin, die momentan schon auf fast jedem Terrain gewinnen können.
Mein Tipp: Er wird sich ganz vorne klassieren, ob es zum nächsten Sieg reicht ist schwer zu sagen. Ich glaube es eher nicht.
Auch Bettini, Kroon, Klier, Wesemann oder auch Flecha zählen zu den Favoriten. Vor allem Wesemann könnte wieder ganz vorne landen. Ob es diese 5 jedoch wirklich schaffen, bleibt abzuwarten. Sie sind aber jedenfalls auch nicht zu unterschätzen.
Ich hoffe, ich konnte bei einigen mit diesem Beitrag eine Vorfreude für die Flandernrundfahrt erzeugen. Ich freu mich jedenfalls schon sehr darauf, wenn das Spektakel Ronde, am Sonntag den 6.April, 4 Stunden lang auf Eurosport übertragen wird!
geschrieben von Jakob Fischer