Die Wachablösung im Radsport

Wer hätte damit zu Beginn der Frankreichrundfahrt gerechnet? Bernhard Kohl, Fränk Schleck und Christian Vandevelde spielen im Konzert der ganz Großen bei der Tour de France mit! Mark Cavendish demütigt die versammelte Sprinterelite und Stefan Schumacher gewinnt das Zeitfahren um Cholet.

Ohne den letztjährigen Toursieger Contador, den Naturfreund Leipheimer, sowie dem immer noch gesperrten Basso begann die Tour in Brest. Für viele verkörperte die „Große Schleife“ schon zu Beginn die Aufbruchsstimmung im Radsport. Verantwortliche, Funktionäre und Fahrer sprachen vom Neuanfang, den eigentlich schon die letzte Tour einleiten sollte. Der Favoritenkreis setzte sich  in diesem Jahr nur aus einigen wenigen Fahrern zusammen. Immer wieder wurden Evans, Valverde und Cunego genannt.

Doch als es in die schweren Berge ging, sah doch alles ganz anders aus. Schon im Zentralmassiv deutete sich die Stärke Saunier Duvals an, die das Team dann mit 2 Etappensiegen in den Pyrenäen unterstrich. Durch den Dopingfall Ricco erhielt die Darbietung  aber spätestens 5 Tage danach einen faden Beigeschmack.

Schon dort zeigte sich aber die Ausgeglichenheit im Fahrerfeld. Evans lag eine Sekunde vor Schleck. Alejandro Valverdes Einbruch überraschte Experten wohl auch kaum, seine Abneigung gegenüber den Pyrenäen war schon lange bekannt. Dass er an den ganz steilen Bergen Probleme bekommt, sah man bereits in den den letzten Jahren.

7 Tage später, in den Alpen, war plötzlich wieder alles ganz anders. Kein Saunier Duval -Team mehr, das alles kontrolliert und in Grund und Boden fährt. Nein, in den Alpen war es CSC. Zeitweise hatte man dort den Eindruck, dass sie mit 4 oder 5 Fahrern unter die besten 10 des Klassements fahren können, so stark war diese Mannschaft. An den Schlussanstiegen zählten Andy Schleck, Fränk Schleck und Carlos Sastre stets zu den Stärksten. Und doch war es in Prato Nevoso ein Anderer, der die Experten ins Staunen versetzte: Bernhard Kohl! Er entfachte durch seine offensive und zermürbende Fahrweise in Italien einen Radsportboom in Österreich. Selbst Lance Armstrong überraschte er mit seiner Stärke. Der Tourdominator vergangener Jahre fragte, wer er sei, er habe noch nie etwas von diesem Kohl gehört.

In L’Alpe D’Huez sah dann alles wieder ganz anders aus. CSC agierte taktisch geschickt und gewann die Etappe durch Sastre mit Riesenvorsprung. Nun ist es also angerichtet. Das Zeitfahren am Samstag bringt die Entscheidung, und die könnte noch  enger werden als 1989.Damals trennten den ersten und zweiten nur 8 Sekunden.

Bereits jetzt, kann man sagen, dass wir einige neue Gesichter ganz weit vorne gesehen haben. Die Schlecks hätte kaum jemand so stark erwartet. Auch Efimkin, Valjavec und Vandevelde zählen zu den Überraschungen. Ebenso natürlich auch Bernhard Kohl, der Rauchfangkehrer aus Wien.

Trotz allem stehen die „alten Bekannten“ noch immer ganz oben. Mein Tipp auf das Tourpodium in Paris: Evans gewinnt vor Sastre und Menchov!

Geschrieben von Jakob Fischer

Veröffentlicht von Florian

Medien-Blogger, Community-Manager, Sportfan.

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