Nordische Kombination: Der Saisonstart 2008

Seit jeher steht die Nordische Kombination im Schatten der anderen FIS-Wintersportdisziplinen, trotzdem beherbergt auch dieser spezielle Sport eine besondere Faszination! Die Verbindung zweier völlig unterschiedlicher Sportarten wird hergestellt, in denen Timing, Körpergefühl, Technik, Kraft und Ausdauer die Hauptrollen spielen!

Noch zählt der Mischling aus Langlauf und Skisprung nicht zu den populärsten Wintersportarten, aber gute Quoten der übertragenden Sender in Deutschland, lassen einiges erwarten.

Vor gut einer Woche war es so weit, die Wintersportsaison wurde mit dem ersten intensiven Wochenende der meisten Sportarten eingeleitet. Die größten Veränderungen gab es dabei bei der Nordischen Kombination!

Der Renndirektor der Spezialspringer, Walter Hofer, hat es sich zur Aufgabe gemacht, die  schwächelnde Disziplin der FIS zu reformieren. Der Leitsatz: „Zurück zu den Wurzeln“, war die Grundlage der Idee des internationalen Skiverbandes. Anstatt 3 verschiedener Bewerbe, mit unterschiedlichen Laufdistanzen und einer unterschiedlichen Anzahl an Sprüngen, hat man nun versucht ein einziges Wettkampfformat durchzusetzen. Ab dem Beginn dieser Saison gibt es jeweils nur mehr 1 Sprung von der Schanze und einen 10 km Langlauf.

Die Kritiken der Experten und die Lobeshymnen einiger aktiver Sportler zeigen, wie sehr diese Änderung polarisiert. Viele sehen es als Verrat am bereits verstorbenen Gunder Gundersen, der den Sport mit dem Einzelwettkampf (2 Sprünge und 15km Langlauf) zu einer willkommnen Abwechslung zu den anderen renommierteren Wintersportdisziplinen machte. Natürlich werden eingefleischte Fans mit einer Verkürzung der Wettkämpfe nicht wirklich glücklich sein, aber für die FIS war es ein Mittel zum Zweck, um Überschneidungen bezüglich des Zeitplans zu vermeiden.

Der Auftakt in Kuusamo brachte uns schon gute und interessante Wettkämpfe. Ein kleines Manko ist aber dennoch, dass man die Starterfelder von Seiten der FIS nicht gekürzt, sondern deutlich vergrößert hat. Ein Wettkampf der Nordischen Kombination sollte mit höchstens 40 Athleten über die Bühne gehen! Das Leistungsgefälle ist deutlich größer als beim Langlauf, dem Schispringen oder Ski Alpin, deshalb müssten gewisse Leistungsnormen eingeführt werden, um im Weltcup als Athlet an den Bewerben teilnehmen zu dürfen.

Auch die Fernsehübertragung des Langlaufs könnte man noch besser gestalten, indem man verschiedene Kamerapositionen bei Zwischenzeiten wählt, sodass man die Athleten nicht nur aus  frontaler Perspektive sieht. Dadurch würde man für Abwechslung sorgen und der Zuschauer könnte einen größeren Bezug zum gebotenen Geschehen bekommen!

Die größte Überraschung des Saisonstarts, ist aber nicht die Tatsache, dass das neue Wettkampfsystem greift, sondern, dass sich ein junger Finne aufmacht, zum Dominator des Sports zu werden. Viele finnische Fans werden schon in Erinnerungen an den vierfachen Gesamtweltcupsieger, Hannu Manninen, schwelgen, wenn sie die Leistungen des jungen Anssi Koivuranta verfolgt haben. Koivuranta ist das absolute Gegenstück zu den ehemaligen finnischen Topkombinierern, Samppa Lajunen und Hannu Manninen. Er ist kein begnadeter Langläufer, sondern ein guter und konstanter Skispringer. Er muss den Grundstein seiner Erfolge stets auf der Schanze legen, weil ihm die läuferischen Fähigkeiten fehlen, um einen Wettkampf aus hinterer Position noch für sich zu entscheiden. Für interessierte Beobachter des Sports sind seine guten Leistungen sicher keine Sensation, aber auch mich hat  vor allem seine deutlich gesteigerte Lauffähigkeit im Vergleich zum letzten Jahr überrascht. Er läuft heuer so gut wie nie zuvor. Koivuranta wirkt in der Loipe stets souverän und kann ein Rennen kontrollieren und sich auch in Gruppen taktisch klug verhalten.

Der 20 jährige Mann  aus Kuusamo hat sich mit 2 Siegen aus 4 Bewerben schon einmal hervorragend gezeigt und liegt im Gesamtweltcup unangefochten an erster Position. Der junge Finne, der sich im Laufen erheblich gesteigert hat, zeigte technisch exzellente Sprünge und im 10 km Langlauf gute Renntaktik. Aber auch andere haben bereits in dieser frühen Phase der Saison gute Form. Da die Granesenschanze in Trondheim, Austragungsort des zweiten Weltcups, weniger „streute“ als die Rukkatunturianlage von Kuusamo, kamen auch die guten Langläufer bereits in die vorderen Regionen des Klassements.

In zwei Wochen geht es mit dem Weltcup in der Ramsau weiter, dann werde ich, weil ich beim Wettkampf zuschauen werde, auch einen kleinen Bericht bezüglich der Zuschauer, der Strecke und des Wettkampfes abgeben.

Geschrieben von Jakob Fischer

Veröffentlicht von Florian

Medien-Blogger, Community-Manager, Sportfan.

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