
Hallo Jörg, erst einmal vielen Dank, dass du dir die Zeit für Planet of Sports nimmst.
Sehr gern. Kein Problem.
Es ist für mich wirklich eine Ehre mit dir dieses Interview zu führen, da du schon so lange im Geschäft bist. Seit dem Jahr 2005 arbeitest du für das DSF. Was macht dir dort am meisten Spaß?
Bundesliga Aktuell. Das ist die tägliche Sendung um 18.30 Uhr. Wir müssen bei dieser Sendung sehr viel improvisieren. Manchmal wissen wir zehn Sekunden vorher nicht, wie es in der Sendung weitergeht. Da ist sehr viel Flexibilität gefragt. Aber auch das Kommentieren von Spielen bereitet mir nach wievor Freude oder die Moderation beim Montagabend-Spiel der Zweiten Liga im DSF.
Angefangen hat deine Karriere aber bei den Öffentlich-Rechtlichen. Wie ich gelesen habe, hast du von der ARD viele Absagen erhalten, dennoch hat es dann später mit dem ZDF geklappt. Erzähl mal ein bisschen von dieser Zeit.
Ja, ich bin zu meinem Job gekommen, da gab es noch bis nachmittags auf allen Programmen ein Testbild. ARD, ZDF, dazu die dritten Programme mit irgendwelchen Lernprogrammen. Ich wollte nicht unbedingt zum Fernsehen. Mir hat der Zeitungs-Journalismus sehr viel Freude bereitet, sowohl bei Ruhr-Nachrichten, WAZ, der Lippstädter Tageszeitung, bei der ich ein Volontariat absolviert habe, und in Gießen bei der Allgemeinen. Da habe ich einfach nur aus Spaß alle Sender angeschrieben, von allen ARD-Anstalten eine Absage erhalten. Nur das ZDF meldete sich gar nicht. Als ich in einer wagemutigen Sekunde dort in der Ausbildungs-Redaktion anrief, bölkte mich eine unwirsche Dame an: „wenn dauernd so Leute wie Sie hier anrufen würden, kämen wir zu gar nichts hier“ und legte auf. Ich dachte mir, okay, dann eben nicht. Die selbe Dame rief eine Woche später bei mir an und meinte – inzwischen sehr freundlich – ich könne nächste Woche eine Hospitanz in Wiesbaden (von dort aus sendete damals der ZDF-Sport) anfangen. Schon nach einem halben Jahr eröffnete mir Eberhard Figgemeier, ich dürfe fürs Sport-Studio das Bundesliga-Spiel Werder Bremen gegen Waldhof Mannheim kommentieren. Das war dann der persönliche Durchbruch.
Viele Zuschauer kennen dich auch noch aus deiner Zeit bei Premiere. Vermisst du diese Zeit ein bisschen?
Und wie! Ganz doll sogar. Premiere ist eine absolut Top-Sache, ein Top-Produkt und macht auch den Mitwirkenden Top-Spaß. Ich bin damals weinenden Auges weggegangen. Vor allem die Konferenzen habe ich geliebt, da ich ja ohnehin eher von der emotionalen Schiene komme und die Konferenz auf Premiere einsame Spitzenklasse, allerbeste Fußball-Unterhaltung ist. Aber der Reiz, im Wechsel mit Klaus Gronewald eine tägliche aktuelle Sendung im DSF moderieren zu dürfen, ließ mich dann doch wechseln.
Heute stehst du z.B. als Moderator von Bundesliga Aktuell vor der Kamera. Wieso hast du dich dazu entschieden, nicht mehr so viel zu kommentieren, sondern zu moderieren?
Ich kommentiere ja nach wie vor. Freundschaftsspiele, UEFA-Cup, Zusammenfassungen von Bundesliga und 2. Liga etc. Das einzige, was ich nicht mehr kommentiere, ist die 2. Liga am Montagabend. Da haben wir aber auch mit Thomas Herrmann, Frank Buschmann, Uwe Morawe und Markus Höhner ohnehin ein starkes Quartett. Ich darf dafür gemeinsam mit Klaus Gronewald und Markus Götz mir die Moderationen am Montagabend teilen.
Welche Voraussetzungen muss ein guter Moderator haben und was sollte er vermitteln?
Spontanität, Einfallsreichtum. Und natürlich: Er sollte ein Fußball-Fan sein. Das heißt nicht, dass er unkritisch sein soll. Im Gegenteil. Aber er soll im Prinzip den Sport mögen oder mehr noch – lieben. Denn nur dann wirkst Du als Moderator wirklich autentisch. Und ein Moderator sollte auch ein Journalist sein (ist ja in vielen Fällen nur ein Verkäufer): Ich erwarte von einem guten Moderator ein bisschen vom Obama-Gen: Yes, we can!
Wie muss man sich den Tag von Jörg Dahlmann an einem Sendetag vorstellen?
Da ich ja verschiedene Jobs ausübe, sind auch verschiedene Vorbereitungen notwendig. Wenn ich ein Spiel kommentiere, setze ich mich meist einen Tag vorher an den Schreibtisch und schreibe mir Stichpunkte auf. Wichtig ist, dass Du Dich als Kommentator auf alle Möglichkeiten, die ein Spiel bringen kann, vorbereitest. Als Moderator von Bundesliga Aktuell bereiten emsige Kollegen von mir die Sendung mehrere Tage vorher vor, können aber bei Aktualität alles über den Haufen werfen. Ich telefoniere mehrmals täglich mit dem zuständigen Leiter der Sendung und von 14 Uhr an (Sendebeginn viereinhalb Stunden später) bin dann auch in der Redaktion präsent, um Absprachen für Moderationen, mit Filmemachern etc. zu treffen, um aktuelle Ideen für das Format einzubringen. Aber das Wichtigste: lachen, sich freuen! Jeder Tag, den wir als Sportreporter und Moderator erleben dürfen, ist ein Geschenk des Himmels. Ich habe das unglaubliche Glück, einen Traumjob ausüben zu dürfen.
Wie bereitest du dich vor und wie lange?
Meist am Tag vorher. Aber ich könnte – da ich die Bundesliga verfolge – seit ich denken kann, auch ohne Vorbereitung in ein Spiel oder in eine Sendung hineingehen. Ich habe vom lieben Gott einen Fußball-Chip eingesetzt bekommen. Und ich habe inzwischen ein irres Netzwerk. Dank meines fortgeschrittenen Alters kenne ich viele Trainer und Manager noch aus Zeiten, als sie noch als Spieler irgendetwas durch ihren Oberlippenbart nuschelten.
Mit welchen Kollegen verstehst du dich am besten?
Oh, da gibt es viele. Von alten ZDF-Zeiten zum Beispiel Bela Rethy, Thomas Wark, Rolf Töpperwien, Michael Steinbrecher und Günter Peter Ploog. Von tm3 Michael Pfad, Markus Othmer und Hans Küpper. Von Premiere Kai Dittmann und Wolff C. Fuß. Von SAT.1-Zeiten Johannes B. Kerner, Uli Voigt, Lou Richter, Steffen Simon und Markus Höhner und meine Südwestkollegen Jestaedt, Quast, Veltman, Poulhalec. Beim DSF Thomas Herrmann, Frank Buschmann, die Buli Aktuell-Kollegen Gronewald und Götz, Kaiser und Schwesinger, aber auch Leute hinter den Kulissen wie Ivo Hrstic, Olaf Schröder, Carsten Ruppel und Stefan Thumm. Eigentlich könnte ich noch viele, viele Kollegen mehr aufzählen wie die Gaby Papenburg, den Hansch, den Wonti, auch von anderen Sendern. Die meisten sind in Ordnung.
Gibt es in der DSF Redaktion auch noch andere Themen als Fußball? Marco Hagemann von Premiere hatte mir erzählt, dass es nicht viele andere Themen in deren Redaktion gibt.
Das hängt von der Person ab, mit der man sich unterhält. Klar, ist der kleinste gemeinsame Nenner der Fußball. Aber abseits der Sendungen reden wir auch viel über andere Dinge, politische, gesellschaftspolitische Dinge. Das wäre mir zu öde, nur über Fußball zu reden, auch wenn ich ihn liebe.
Könntest du dir vorstellen nochmal den Sender zu wechseln oder hast du deine Heimat im DSF gefunden?
Ich fühle mich pudelwohl beim DSF. Wir haben eine tolle Mannschaft. Aber in der heutigen Fernseh-Landschaft weiß man nie.
Eine private Frage habe ich noch. Wie feierst du Weihnachten?
Ich wohne in Wiesbaden und traditionell treffen sich viele Bürger der Stadt am Heiligabend zu einem sehr besinnlichen Mittag in der Nähe des Kurhauses. Es ist wunderschön, herzlich, mit melancholischer Weihnachtsmusik. Anschließend geht es zu Hause eher besinnlich weiter. Mit meiner kubanischen Freundin, mit der ich seit einigen Jahren glücklich zusammenlebe. Und auch mit den Kindern (drei von mir, ein Kind von meiner Freundin) haben wir auch noch an den folgenden Tagen Spaß.
Möchtest du noch etwas an unsere Leser weitergeben?
Jaja, ich weiß, bei uns Reportern scheiden sich die Geister. Der eine mag den einen, der andere den anderen. Ich kann durchaus verstehen, wenn man den ein oder anderen nicht schätzt. Geht mir ja auch so. Aber auch da würde ich mir mehr Gelassenheit bei den Hardcore-Fans wünschen. Manchmal ist die Stimmung gegen Reporter sehr aggressiv in den Stadien. Kein Kollege schwätzt absichtlich dummes Zeug. Ich bin mir sicher, jeder versucht sein Bestes. Drum würde ich mir wünschen, wenn die Fußball-Fans den guten Willen auch so akzeptieren würden. Ihr merkt an diesen Wunsch-Zeilen: Sie wurden zur Weihnachtszeit geschrieben. Euch allen ein tolles Fest und ein wunderschönes Neues Jahr mit viel Heiterkeit und Frohsinn.
Das war es eigentlich auch schon. Ich wünsche dir, deiner Familie und der DSF Crew fröhliche Weihnachten und ein schönes neues Jahr.
Interview von Florian Hellmuth
Bildquelle: http://www.joergdahlmann.de
Hansi Küpper war bei TM3???
Wusste ich garnet.
Haben die soviel Kommentatoren/ Moderatoren überhaupt für die Champions League gebraucht???
Ok, gut für die Zusammenfassungen haben sie schon welche gebraucht ;)
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Bei Wikipedia steht auch drin, dass Küpper für tm3 gearbeitet hat.
Da ich damals noch zu klein war, oder mich noch nicht dafür interessiert habe, kann ich nicht sagen, wie die Champions League überhaupt bei tm3 gelaufen ist… ;)
Ich kann mich nur noch an die Champions League bei RTL erinnern. Alles was davor war weiß ich nicht.
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Also an die CL bei TM3 kann ich mich leicht errinnern, damals noch als Frauensender bezeichnet, haben die doch so Männchen bei der Aufstellung einlaufen lassen.
RTL hat ja immer aus’m Studio in Köln gesendet.
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Das wusste ich auch nicht:
1999/2000
Übernahme durch Rupert Murdoch, Umfunktionierung zum „Champions-League-Sender“.
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Die „Lippstädter Tageszeitung“ heißt übrigens „Der Patriot“, das nur zur Ergänzung. Gruß aus Westfalens Kühlkammer Nummer 1.
;o)
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