
Hallo Herr Henkel, erst mal vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für Planet
of Sports nehmen
Das mache ich sehr gerne.
Am Freitag geht es endlich wieder los. Die Bundesliga startet in die
Rückrunde. Freuen Sie sich drauf?
Die Freude ist riesig. Nach einer so langen Winterpause wird es Zeit, dass der
Ball endlich wieder rollt. Für mich geht es schon am Mittwoch im Pokal los mit
dem Spiel BvB gegen Werder. Es gibt glaube ich keinen schöneren Auftakt in ein
neues Fußball(Kalender)jahr als aus einem mit 80.000 Fans vollbesetzten Stadion
zu moderieren.
Glauben Sie, dass Hoffenheim nach dem Ausfall von Topstürmer Ibisevic noch
Chancen auf die Sensation hat und am Ende sogar Meister wird? Oder sind die
Bayern zu stark?
Ich denke, daß die Hoffenheimer auch mit Ibisevic nicht Meister geworden
wären. Sie spielen einen tollen Fußball, begeistern die Zuschauer, aber jede
Mannschaft bekommt im Laufe der Saison einen kleinen Hänger – Hoffenheim hatte
diesen noch nicht. Außerdem werden sich die Gegner in der Rückrunde den
Hoffenheimern gegenüber anders verhalten: es kommt nicht mehr der
Überraschungsaufsteiger, sondern der „Herbstmeister“ oder besser der
Tabellenerste zur Winterpause.
Vor Ihrer Tätigkeit beim Fernsehen waren Sie beim Fechten sportlich aktiv
und fuhren sogar zu den Weltmeisterschaften nach Moskau. Wie kamen Sie zu dem
Sport und was hat Ihnen daran am meisten Spaß gemacht?
Fechten ist für mich der schönste Sport. Er ist körperlich extrem anstrengend
und geistig sehr anspruchsvoll. Im Kopf spielst du während eines Gefechtes
Schach im Formel1 Tempo und das mit der körperlichen Belastung eines Boxers im
Ring. Für mich war das Fechten eine Lebensschule. Als ich fünf Jahre alt und der
Kleinste und Schmächtigste in meiner Schulklasse war, entschieden meine Eltern
mich beim Judo anzumelden. Das gefiel mir gar nicht, da ich in diesem Alter
immer mit den Mädchen kämpfen musste (die Jungs waren mir körperlich alle
überlegen) – das ging mit fünf Jahren einfach nicht. Mein Glück war, dass in der
Nebenhalle das Fechttraining stattfand und so ging ich zu meinen Eltern und
sagte: „Ich will fechten!“ So bin ich zu dieser Sportart gekommen.
Seit 1996 arbeiten Sie für das Fernsehen. Vorher waren Sie eher schriftlich
bei einigen Zeitungen tätig. Welchen Reiz hatte das Fernsehen für Sie?
Schon als kleiner Junge und als aktiver Sportler habe ich mir jede
Sportsendung im Fernsehen angesehen. Einfach alles – egal welche Sportart. So
kam dann fast zwangsläufig der Wunsch in mir auf: „Sport ist mein Leben und
irgendwann möchte ich auch im Fernsehen über Sport berichten.“
War es schwer auf einmal im Mittelpunkt zu stehen? Als Redakteur steht man
ja nicht unbedingt im Rampenlicht, aber als Moderator sehen einem viele Leute
zu.
Ganz ehrlich. Ich nehme das gar nicht so wahr, weil ich unsere Redaktion
immer als Team, als eine Mannschaft sehe und da bin ich eben ein Teil davon.
Ich habe einfach einen riesigen Spaß an meiner Arbeit und sehe eher die
Sportler über die wir berichten im Mittelpunkt und nicht mich als Moderator.
Machen wir uns doch nichts vor: der Zuschauer schaltet ein, um das
Fußballspiel zu sehen und nicht Jan Henkel. Wenn er sich freut, dass ich ihn
an diesem Abend aus dem Fernseher begrüße ist schon viel erreicht.
Heute moderieren Sie viele Formate bei Premiere. Bundesliga, DFB Pokal und
die Champions League. Was macht Ihnen am meisten Spaß?
Ganz klar die Champions League und das aus einem der großen Stadien in Europa.
Was gibt es Schöneres als „Guten Abend aus Nou Camp oder von der Anfield Road“
zu sagen…
Neben Ihrer Tätigkeit als Moderator sind Sie auch als Fieldreporter auf
Stimmenfang. Wie kamen Sie dazu? Wie geht man damit um oder wie agiert man,
wenn jemand nicht sehr gesprächig ist oder etwas patzig rüber kommt. Gerade
nach verlorenen Spielen sieht man das öfters.
Grundsätzlich: stelle nie eine Frage, die du nicht selber beantworten
möchtest und versetze dich in die Situation des Interviewten, der gerade aus
90 Minuten körperlicher und physischer Belastung kommt und sich meistens
noch in dem berühmten „Tunnel“ befindet. Mit diesen Grundsätzen läuft es
ganz gut.
Besonders aufregend sind Interviews mit Hans Mayer. Wie sehen Sie diese
Interviews? Auch so lässig, wie die Zuschauer vor dem TV?
Ich weiß nicht ob der Zuschauer diese Interviews „so lässig“ findet. Zuletzt
im Dezember 2008 hatte ich mit Hans Meyer und Jürgen Klopp ein sehr nettes und
unterhaltsames Trainergespräch vor dem BL-Spiel BVB-Gladbach. Bei Hans Meyer ist
im Interview alles möglich und das macht es zu einer Herausforderung für uns
Moderatoren.
Welche Eigenschaften sollte ein guter Moderator haben?
Das entscheidet letztlich der Sportchef und das Publikum ;-)
Wie muss sich der Zuschauer einen Sendetag von Jan Henkel vorstellen?
Möglichst ausschlafen. Ist der Geist wach, ist die halbe Miete schon
eingefahren. Anreise zum Produktionsort. Ablaufbesprechung mit allen
Beteiligten. Durchlaufprobe im Studio oder Stadion. Maske. Vorgespräche mit
Trainern, Managern, Spielern und Pressesprechern. Herzklopfen bei der Ansage
auf meinem Ohr: „noch 10 Sekunden,.., 5,4,3,2 und sprechen“; dann das
Rotlicht und die Freude, dass es endlich losgeht.
Wie lange bereiten Sie sich auf die Übertragung vor?
Zwischen drei Tagen und einer Woche. Je nach Länge der Sendung und Anzahl
der Spiele.
Mit welchen Kollegen in der Premiere Redaktion verstehen Sie sich am besten?
Darauf wollen Sie doch nicht wirklich eine Antwort. ;-)
Ihr Kollege Patrick Wasserziehr, der meistens genauso wie Sie als Moderator
vor der Kamera steht, kommentiert ab und zu einige Bundesligaspiele selbst.
Ist es nicht auch etwas für Sie? Oder liegt Ihnen das nicht so im Blut?
Das ist ganz einfach. Ich denke ein besserer Moderator als Kommentator zu sein
und somit lasse ich es direkt mit dem Kommentieren – das können andere besser.
Erklären Sie und Ihren Bezug auf das Land Italien? Sie sprechen fließend
italienisch, dass gerade bei den Champions League Partien sehr hilfreich ist.
Meine Frau ist Italienerin und wir sprechen zu Hause nur Italienisch…
Richtig klasse finde ich einen Satz oder besser ein Motto, dass ich auf
Ihrer Homepage entdeckt habe. Dieses kommt von Ihrem Vater und besagt:
„Habe Respekt vor jeder Person. Es gibt keine besseren oder schlechteren Menschen.
Wir sind alle nackt, klein und verschrumpelt auf die Welt gekommen.“
Dieses Motto sagt wirklich alles und daran sollten sich viele Menschen
heutzutage ein Beispiel nehmen.
Ich denke so ein Satz ist gerade in der Medienwelt ganz gut aufgehoben.
Möchten Sie noch etwas an unsere Leser weitergeben?
Vielen Dank für das Lesen dieses Interviews und liebe Grüße von Jan Henkel
Das war es eigentlich auch schon mit meinen Fragen. Ich bedanke mich ganz
herzlich für dieses wunderbare Interview und wünsche Ihnen noch viel Spaß und
viel Glück für die Zukunft.
PS: Hier ein Link und ein bisschen Werbung für Jan Henkel: http://www.casahenkel.com/
Interview von Florian Hellmuth