„Lasst uns eine Nachrichtensendung für junge Leute machen“ – Klingt nach einer Idee, eine entsprechende Umsetzung ist aber eine Herausforderung – Die heute+ Redaktion meistert sie!
In der vergangenen Woche habe ich mir ein wenig die Zeit genommen, mich intensiver mit „heute+“ zu beschäftigen. Dabei habe ich nicht nur die Ausgaben im regulären ZDF-Programm verfolgt, sondern auch die Web-Episoden, sowie einen amüsanten Periscope-Backstagebericht von Carsten Behrendt (@nahsehen), der die Produktion besuchte.
Imponierend fand ich vor allem, mit wie viel Hingabe und Leidenschaft an diesem Format gewerkelt wird. Es ist ein Format für junge Leute, die aber intensiv mit einbezogen werden. Fragen an die Moderatoren werden schnell von ihnen selbst beantwortet, Kritik wird ernst genommen und auch bei Facebook gibt es einen regen Austausch. Von der SoMe-Seite ist das sehr direkt, intensiv und so, wie man es sich vorstellt. Als SoMe-Mensch hab ich da so gar nix auszusetzen. Vorbildlich!
Auch inhaltlich kann das Format überzeugen. Berichte sind ausführlich, sehr aktuell und teilweise auch erklärend. Wer heute+ verfolgt, bekommt einen Mehrwert. Zudem werden auch Themen behandelt, die in anderen Nachrichtenformaten vielleicht gar nicht angesprochen werden oder eher in der Nische versinken. Qualitativ ist heute+ ausgewogen und stark.
Die Moderation von Eva-Maria Lemke (@DieLemke) in der Woche fand ich auch sehr ansprechend. Sie hat zwei Eigenschaften, die viele Moderatoren nicht in diesem Rahmen besitzen: Sicherheit, sowie eine gewisse Leichtigkeit in der Moderation. Andere würden sagen: „Sie hat die Ruhe weg“. Man spürt, sie steht gerne vor der Kamera. Ab und an kleine Versprecher, aber das ist am Ende nicht groß auffällig. Die kleinen, eigenen Untertöne und Randnotizen in der Moderation lockern auf, bietet aber eben auch eine persönliche Note, die eine gewisse Nähe zu den Zuschauern darstellt.
Für mich ist heute+ vor allem eines: Authentisch. Das gilt für die Beiträge, die Moderation, aber auch die SoMe-Kommunikation. Das Team arbeitet mit viel Leidenschaft, reißt sich geschlossen den Hintern auf und versucht, eine informative Sendung auf die Beine zu stellen. Meiner Einschätzung nach funktioniert das auch.
Problem ist regelmäßig der Sendeplatz. Vor allem die Ausgaben im ZDF sind oft sehr spät, manchmal auch versteckt. So ist es schwer, eine gewisse Zuschauerschaft in einer gewissen Regelmäßigkeit zu erreichen. Die Web-Ausgabe ist natürlich #Neuland, hat aber den Vorteil, ebenso live zu sein. Das ist natürlich aufwendig, gerade weil pro Tag zwei Ausgaben produziert werden, teilweise auch mit Veränderungen. Die Frage ist, ob der Aufwand sich auch bezahlt macht.
Wichtig wäre, einen regelmäßigen Sendeplatz im TV, vielleicht bei ZDF neo zu bekommen. Das Problem wird nicht unbedingt das geringe Interesse an dem Format sein, sondern eher die Verbreitung. Im TV zu spät, Livestream ist oft zu unflexibel für die Zuschauer. Alternative ist dann eher die ZDF Mediathek. Es wäre daher wichtig, zu schauen, ob es nicht noch andere Möglichkeiten gibt.
Das Format hat schon viel gutes voran gebracht. Vergessen darf man aber auch nie, dass wir von „Information“ sprechen. So ein Format richtig zu vermitteln, zu pushen, Interesse zu wecken, ist schon eine Herausforderung. Für das Team von heute+ heißt das: Dran bleiben!
Man kann so ein Format nur etablieren, in dem man mit hohem Aufwand und Engagement arbeitet. Das Ziel muss sein, immer mehr Leute durch gute Berichte anzufixen, sich für das aktuelle Tagesgeschehen zu interessieren.
Bleibt man seinem Stil treu, mache ich mir um heute+ wenig Sorgen. Das ZDF sollte den Mut haben, an dem Format festzuhalten, es zu stärken. Das Team macht einen super Job. Offline, genauso wie Online.
Von daher geben ich heute+ einen Daumen nach oben! – Weiter so!
Geschrieben von Florian Hellmuth