„Waru“ ist das heute passiert?

Ein Sieg gegen Südkorea und Deutschland ist weiter. Was auf dem Papier so leicht schien, wurde zum finalen Stolperstein. Es ist ein großer Rückschlag, aber kein Weltuntergang. Mein Fazit bleibt dennoch positiv. Ein Erklärungsversuch.

Stille. Tränen. Die pure Enttäuschung. Fußball-Deutschland erneut am Boden. Nach den Männern nun auch die Frauen. Die Mannschaft, die uns zur EM so viel Freude bereitet hat, fährt nach der Vorrunde nach Hause. Die allerwenigsten hätten damit gerechnet.

Wer die Interviews nach dem Spiel gesehen hat, der sah fassungslose Gesichter, komplette Ratlosigkeit und einfach nur tiefe Trauer.

Nach dem 1:1-Ausgleich in der ersten Halbzeit war die Hoffnung groß, doch noch den Einzug ins Achtelfinale zu schaffen. Es war über weite Strecken auch nur die Hoffnung, da das Spiel der deutschen Mannschaft zu ideenlos, zu harmlos wirkte. Leidenschaft und Wille kann man dieser Mannschaft nicht abstreiten, sie hat alles probiert, hatte aber weder einen echten Plan noch die Qualität, um die Mannschaft aus Südkorea wirklich vor Probleme zu stellen.

Auch das ist ein Fakt, den man an diesem Tag so hinnehmen muss.

Natürlich können wir uns jetzt die Zeit nehmen und das komplette Spiel in seine Einzelteile zerlegen und uns die Frage stellen: „Woran hat es gelegen“? Es macht nur wenig Sinn, denn das Spiel ist vorbei und Deutschland raus aus dem Turnier.

Wir können jetzt anfangen, auf die Mannschaft verbal einzuprügeln, sie schlecht zu machen, alles zu hinterfragen, aber genau das wäre falsch!

Ja, die Mannschaft war sportlich und qualitativ nicht gut. Ist auch absolut verdient nicht im Achtelfinale. Das hat Gründe, diese muss man aufarbeiten und dann klare Konsequenzen ziehen.

Dennoch habe ich in diesen Wochen ein Team gesehen, welches zusammenhält, sich gegenseitig guttut, sich mit dem Land und den eigenen Fans identifiziert. Die DFB-Frauen haben das geschafft, wovon die Männer seit vielen Jahren träumen: Den Fans nicht egal zu sein!

Das zweite Spiel der deutschen Mannschaft gegen Kolumbien haben 10 Millionen Zuschauer verfolgt. Und die Streaming-Zahlen sind dort noch gar nicht inkludiert. Das heutige Spiel wird diese Reichweite vielleicht nochmal angreifen. Bisher war in diesem Jahr nur ein „Tatort“ aus Münster im TV erfolgreicher.

Nicht nur durch Team-Maskottchen „Waru“, ein von Klara Bühl selbst gehäkelter Koalabär, konnte die Fans im Herzen erreichen, sondern auch der Auftritt der Spielerinnen in den sozialen Netzwerken, in Interviews oder bei weiteren Auftritten.

Wir sprechen hier von einem „Team“, die diese Bezeichnung auch verdient. Weil sie das verkörpert, was den Fans in diesem Land lange gefehlt hat. Eine Mannschaft, mit denen sich viele Fußballfans in Deutschland wirklich identifizieren und wieder mitfiebern können.

Nahbar, sympathisch, die pure Identifikation. Diese Mannschaft ist und bleibt Werbung für den „echten“ Fußball. Nicht nur für die Frauen. Viele junge Mädchen schauen zu diesen Spielerinnen auf, melden sich bei Fußballvereinen an und wollen so sein, wie ihre Vorbilder auf dem Platz.

Auch wenn es sportlich nicht das war, was sich alle gewünscht haben, so konnte diese Mannschaft trotzdem viele Herzen gewinnen, blieb sich selbst treu und wird alles dafür geben, bei den nächsten Turnieren wieder zu begeistern.

Fußball ist Sport. Niederlagen gehören dazu. Auch schwere Niederlagen. Aber es bleibt ein Sport, wo es Gewinner und Verlierer gibt. Bei dieser WM hat die Mannschaft sportlich verloren, dennoch viele Sympathien und Liebe für den Frauenfußball entfacht.

Ich bin sicher: Diese Mannschaft wird uns wieder begeistern.

Übrigens: Am vergangenen Sonntag konnte die U19 der Frauen im EM-Finale nur im Elfmeterschießen geschlagen werden. Auch dieses Team hat uns begeistert. Und viele von ihnen werden wir sicher auch perspektivisch in der A-Nationalmannschaft sehen.

Mir ist nicht Bange. Im Gegenteil. Mund abputzen und Blick nach vorn.

Veröffentlicht von Florian

Medien-Blogger, Community-Manager, Sportfan.

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