Arbeiten in der Medienbranche – Für viele Studenten ein Karriereziel, den Weg dorthin schaffen letztendlich aber nur wenige. Wie viel Arbeit darin steckt und worauf es am Ende ankommt, um in dieser Branche Fuß zu fassen erzählt uns Pascal im Interview!
Heute spreche ich einmal nicht mit jemandem, der in der Medienbranche bereits fest etabliert ist, sondern mit jemandem, der noch am Anfang seiner beruflichen Karriere steht. Um diesen Weg erfolgreich zu meistern, muss man viele Opfer bringen, viel Zeit investieren und lernwillig sein. Pascal gibt uns einen Einblick in sein Leben!
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Wir sind gemeinsam zur Schule gegangen und haben im gleichen Fußball-Verein gespielt. Inzwischen sind viele Jahre vergangen und jeder geht beruflich seinen eigenen Weg. Du hast eine ganz spannende Richtung eingeschlagen. Erzähl uns, wo du gelandet bist und was du dort machst.
Also derzeit bin ich eingeschriebener Sportmanagement Student an der FH Remagen (bei Bonn) und absolviere grade meine Praxisphase bei einer Event- und Promotion-Agentur in Berlin. Wir planen hauptsächlich Events für NIKE und führen diese dann auch durch. Zu den weiteren Aufgaben gehört neben Guerilla aber auch ganz normale Promotion und klassisches Marketing.
Gelandet bin ich in Remagen weil die FH ein ziemlich gutes Standing besitzt und mich die Kombination aus Sport und Wirtschaft immer schon gereizt hat.
Ist das die Richtung, die du immer einschlagen wolltest oder doch eher eine Möglichkeit, die dir geboten wurde?
Also die Möglichkeit in diese Richtung zu gehen habe ich schon recht früh gesehen und habe mich dann auch konsequent dafür entschieden den Weg zu gehen. Durch langjährige Vereinsarbeit bei meinem Heimatverein hatte ich ja bereits Einblicke in die Alltagsarbeit erhalten. Durch mein Wirtschaftsabitur habe ich festgestellt, dass mir dieser Bereich auch Spaß macht. Sportmanagement war die logische Kombination.
Was macht für dich den Reiz aus in dieser Branche zu arbeiten, sich etablieren zu wollen.
Der Reiz an der Sportbranche liegt für mich darin, dass eine Menge Emotionen und Leidenschaft im Spiel sind. Im Prinzip wird ja keine reelle Sache verkauft sondern nur das Gefühl zu gewinnen. Dazu ist Sport natürlich eine absolute Leidenschaft von mir, für die ich gerne bereit bin auch an Wochenenden zu arbeiten und im Stadion vor Ort zu sein.
Für diesen Traumjob muss man natürlich viel Kraft, viel Leidenschaft, aber auch Zeit investieren. Ich weiß selbst, dass sich das durchaus auszahlen kann. Für dich kommt noch hinzu, dass du unser geliebtes 3.500-Einwohnerdorf verlassen hast um in die große weite Welt zu ziehen. Aktuell ist es Berlin. Ist das hart oder arrangiert man sich mit der Zeit damit? Man lässt einen Teil seines Lebens dort und baut ihn woanders wieder auf.
Das stimmt allerdings. Ich habe Freunde und Familie zurückgelassen, war aber froh einer von 25 Studenten zu sein, die überhaupt das Bewerbungsverfahren durchlaufen haben. Rheinland Pfalz ist ja auch nicht um die Ecke. Jetzt in Berlin fange ich quasi wieder bei 0 an – auch wenn ich im August wieder zurück an die FH gehe. Bereut habe ich den Schritt aber bis heute noch nie.
Auf der anderen Seite nimmt man natürlich so viel mit. Vor allem als Mensch reift man sicherlich enorm. Gerade für das Berufsleben in dieser Branche sicherlich nicht unwichtig. Kommen wir zurück zu deinem aktuellen Job. Wie muss man sich einen Arbeitstag bei dir vorstellen?
Derzeit sind wir mit der Agentur bei einem großen NIKE Event eingespannt. Vormittags stimmen wir die Abläufe mit dem Team im Büro ab und erledigen Kleinigkeiten und ab mittags sind wir vor Ort und bringen die Sache ins Laufen. Mein Arbeitstag kann dann durchaus bis 21:00 oder 22:00 Uhr gehen.
Was ich mich manchmal Frage, gerade bei Veranstaltungen/Events. Ist das immer gut, immer spannend oder gab es auch schon Momente wo du dich gefragt hast: „Scheiße, was zur Hölle mache ich hier eigentlich?“
Schwer zu sagen, also bisher hatte ich diesen Punkt noch nicht. Die Events lasten einen schon aus. Körperlich als auch mental, aber der Spaß und die neuen Eindrücke sind es bisher schon wert. Manchmal denkt man sich man ist im falschen Film, wenn grade gar nichts klappen will oder eine Meute 15 jähriger um einen herum steht und ständig die gleichen Fragen stellt.
Wie sind denn deine Erfahrungen im Umgang mit Prominenten? Verhältst du dich denen gegenüber anders als „normalen“ Gästen oder bist du da vorsichtiger, vielleicht zurückgezogener.
Nein überhaupt nicht. Diese Personen machen auch nur ihren Job und stehen dabei in der Öffentlichkeit. Das macht sie nicht zu anderen oder besseren Menschen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man Promis nicht anders behandeln sollte, weil diese das teilweise auch gar nicht wollen. Ausnahmen gibt es natürlich immer. Als potenzieller Funktionär darf man aber auch keine Berührungsängste haben
Es kommt natürlich immer auf die entsprechenden Personen an, logisch. Deine Einstellung ist in jedem Fall absolut richtig! Bei manchen „Veranstaltungen/Partys“ musste ich in der Vergangenheit aber durchaus mal mit dem Kopf schütteln. Was ist denn dein bisheriges Karrierehighlight oder worauf bist du besonders stolz?
Positives Highlight war auf jeden Fall die Neupositionierung der TuS Koblenz im Nachwuchssektor. Wir haben mit einer Studentengruppe alles hinterfragt und unbequeme Fragen gestellt. Ich glaube die Vereinsfunktionäre haben dann zum ersten Mal bemerkt welche Potenziale vorhanden sind nachdem wir einen 2h Vortrag, basierend auf einer halbjährigen Analyse, gehalten haben. Ebenso positiv war ein Einsatz für den Fanclub der Nationalmannschaft bei der Euro 2012. Wir haben die deutschen Fans in Charkov betreut und den Sieg gegen Holland gefeiert.
Diese Erfahrungen braucht man auch, um in dieser Branche Fuß zu fassen. Man lernt unglaublich viel und das in jeder Situation. Dabei ist es egal ob positiv oder negativ. Man muss nur die richtigen Schlüsse ziehen. Bist du denn jemand, der auch beruflich immer offen nach vorne geht und mutig auch mal Dinge anspricht, die du für „verbesserungswürdig“ hältst?
Tendenziell schon, wobei ich in meiner derzeitigen Position eher der Schüler bin und versuche möglichst viel zu lernen um es dann später selbst anzuwenden. Ich arbeite mit echten Vollprofis zusammen, die wissen was sie machen. Natürlich versuche ich aber immer ein wenig von meinem Stil in die Agentur zu bringen.
Das ist meiner Ansicht nach auch ein wichtiger Faktor. Der Respekt vor der Arbeit des anderen. Persönlich habe ich nicht nur einen riesigen Respekt vor der Branche, sondern auch vor den Leuten, mit denen ich arbeite. Ich glaube diesen braucht man auch, um entsprechend gute Leistungen zu bringen und sich selbst immer wieder zu pushen.
Genau. Ich bin selbst ja auch noch gar nicht in der Lage die Routine zu haben und versuch daher so viel wie möglich „für später“ mitzunehmen.
Kommen wir noch kurz zur Sportmedienbranche. Du bist in diesem Bereich ja durchaus interessiert. Du warst u.a. mal bei einem Kongress und durftest dort Sky-Kommentator Wolff Fuss zuhören. Wie war das für dich, worum ging es und was nimmt man für sich selbst mit?
Dort ging es um aktuelle Entwicklungen in der Sportbranche und um Fans. Emotionen zulassen aber in einem gewissen rechtlichen, sowie gesellschaftlichen Rahmen. Hass/ Rassismus etc. dürfen keine neuen Kanäle bekommen. Wolff Fuß hat u.a. erzählt wie ein Sportreporter bzw. die Medien allgemein einen Einfluss darauf nehmen was in den Köpfen der Bevölkerung abgeht. Sehr interessant und vor allem ehrlich und hautnah vorgetragen.
Wäre diese Branche denn auch etwas für dich? So als großer Liebhaber des Sports?
Ich habe als Kind immer von einer Moderatorenkarriere geträumt. Letztendlich ist nichts draus geworden, aber ein Bundesligaspiel würde ich gerne mal kommentieren.
Beim nächsten Casting melde ich dich an ;) – Welcher Moderator/Kommentator spricht dich persönlich denn an und was macht für dich einen guten Sport-Journalisten aus?
Wolff Fuß verkörpert für mich derzeit das optimale Kommentatoren-Bild. Emotional, gut informiert, um keinen flotten Spruch oder Wortneuschöpfung verlegen und mit einer markanten Stimme. Fakten unterhaltsam zu verpacken ist auf jeden Fall eine Kunst, die nicht jeder beherrscht, der derzeit vor einer Kamera steht.
Ich denke, viele Leser stimmen mit deiner Einschätzung überein. Mir fällt als Beispiel für einen guten Moderator Jan Henkel von Sky ein. Für mich der wohl beste Interviewer/Fieldreporter/Moderator in Deutschland. Einem Roberto di Matteo nach einem gewonnen Champions League Finale zu fragen, wie man mit „dieser Art des Fußball Spielens“ den Pott holen kann zeigte vor allem eines: Eier! Und genau das kommt mir heutzutage etwas zu kurz. Henkel hat in diesem Moment genau das gefragt, was sich alle Zuschauer vor den Bildschirmen gedacht haben. 0815-Fragen gibt es mittlerweile mehr als genug und das ist auch etwas, dass ich heutzutage schon kritisieren muss. Zu viel weichgespülte Interviews, wo die Spieler nur noch mit „Ja“ oder „Nein“ antworten müssen.
Das kann ich so unterschreiben.
Kommen wir zum Schluss nochmal zu dir – Wie soll deine Karriere weitergehen? Was wünscht du dir, was möchtest du erleben, noch erreichen?
Wie mein beruflicher Werdegang mittelfristig aussieht weiß ich selbst noch gar nicht. Ich lasse mich da ein wenig überraschen und werde die Option wählen, welche mir am besten gefällt. In der Sportbranche ist Flexibilität sehr wichtig. Langfristig kann ich mir ein Engagement bei einem Profifußballverein der 1. oder 2. Bundesliga durchaus vorstellen, sowie die Arbeit für einen Sportnahen Anbieter (z. B. Sportartikel) Es kann aber auch ganz anders kommen.
Welche Tipps würdest du jungen Leuten geben, die einen ähnlichen Weg einschlagen möchten? Worauf sollte man achten, worauf kommt es an?
Man sollte auf jeden Fall schon einiges an Vereinsarbeit geleistet haben. Zahlen, sowie wirtschaftliche Abläufe und Zusammenhänge sollten einen nicht abschrecken und ein gewisses Maß an eigener Persönlichkeit und Standhaftigkeit schadet nie. Wie beschrieben muss man ab und an Opfer bringen, hat dafür aber die Aussicht auf ein sehr interessantes Berufsfeld.
Was mir bei diesem Interview wichtig war ist ganz einfach der Punkt zu zeigen, wie man als Neuling in dieser Branche aufgenommen wird, wie viel Arbeit es ist, sowie schlicht und einfach zu vermitteln, dass neue Erfahrungen zu sammeln und ein gewisser Wille zu lernen den Grundstein ausmachen, um später erfolgreich arbeiten zu können. Ich denke du bist ein sehr positives Beispiel dafür, dass man alles schaffen kann, wenn man wirklich intensiv seiner Leidenschaft und seinen eigenen Zielen nachgeht. Es ist viel Arbeit, viel Zeit die man investieren muss, die sich am Ende aber wirklich auszahlt, denn man lebt wirklich seinen Traum und macht vor allem das, was einem Spaß macht. Wer kann das heute noch von sich sagen?
Ich denke ich bin auf einem guten Weg. Wir sprechen uns dann in ein paar Jahren (spätestens) mit einem Fazit. Du bekommst die Exklusivrechte für das erste Interview.
Würde mich sehr freuen, vielen Dank für deine Zeit!
Interview von Florian Hellmuth