Dass bei Newtopia nicht alles echt ist, konnte man sich denken. Wenn Quoten sinken, versucht man von Seiten der Produktion etwas zu verändern. Nur doof, wenn es rauskommt.
Ja, es gab sie – Die regelmäßigen Zuschauer von Newtopia in Sat1. Selbst mitten in der Nacht haben einige live verfolgt, was bei Newtopia so abgeht. In der vergangenen Nacht gab es dann etwas zu sehen, was die Zuschauer eigentlich nicht sehen sollten. Das eingreifen von draußen!
DWDL hat dazu einen ausführlichen Artikel veröffentlicht:
http://www.dwdl.de/nachrichten/50525/scripted_entertainment_talpa_demontiert_newtopia/
Teilweise gab es Gedanken im Netz, ob diese ganze Sache nur initiert wurde, um eine gewisse Aufmerksamkeit zu generieren. Ich persönlich glaube nicht daran. Natürlich gibt es Aufmerksamkeit, aber nicht auf die Art, wie sie der Sender Sat1, sowie die Produktionsfirma momentan benötigt. Im Gegenteil: Es kostet Vertrauen bei den Zuschauern. Ohne dieses Vertrauen an eine Echtheit und dafür, wofür das Format steht, werden die Quoten auf Dauer eher weiter sinken.
Bei vielen Formaten würde das funktionieren, aber nicht bei Newtopia.
Im Grunde ist die Idee zu Newtopia durchaus interessant und auch innovativ. Sie bietet viele Möglichkeiten, etwas besonderes auf die Beine zu stellen. Blöd nur, wenn die Produktion so vernarrt in diese Trash-Schiene ist, dass sie nicht merkt, genau die Dinge nicht zu bringen, die so ein Format benötigt. Newtopia kann nur funktionieren, wenn es authentisch ist, sowie Menschen dort leben, die etwas drauf haben, sie selbst sind, etwas leisten können.
Es braucht keine Tattoo-Models oder Leute, die höchstens das Potenzial haben, bei „Big Brother“ oder „Berlin – Tag & Nacht“ mitzuspielen.
Kein normal denkender Mensch kann sich mit den dortigen Figuren, die eher an Marionetten erinnern, identifizieren. Viele schauen nur zu, um sich über das Format oder die Personen lustig zu machen.
Der Auftrag des Formates, also das, was es sein will, ist von Beginn an nur eine kleine Randnotiz gewesen.
Sat1 ist über die Jahre leider immer mehr zu einem Sender geworden, der auf Trash-TV und Scripted Reality setzte. Das merkt man auch an Newtopia.
Von daher war das Projekt schon zu Beginn gescheitert, weil man es nicht so umsetzte, wie es das Format von der Idee her verdient hätte.
Ich möchte noch einen Tweet mit einbringen, der es sehr gut auf den Punkt bringt – Dieser kommt von DWDL-Redakteur Alexander Krei!
Natürlich brauchen wir neues Fernsehen – Neue Ideen, mehr authentizität, den Mut, neue Dinge voranzubringen, neue Wege zu gehen. Momentan kupfert man Formate aus den USA ab oder bedient immer wieder die gleiche Schiene. Das ist traurig, vor allem, da die Sender nicht merken, dass die Zuschauer eben das nicht mehr sehen wollen.
Ein anderer Aspekt ist die Geschichte mit der „Executive Producerin“ von Newtopia, die angetrunken in die Scheune stolzierte.
Für mich ist das ein eindeutiges Zeichen dafür, wie hoch der Druck ist, dieses Format irgendwie noch erfolgreich zu machen.
Dabei wurden zu Beginn wie geschrieben viele Fehler gemacht. Wenn eine hochgestellte Mitarbeiterin eines Formates besoffen ihre eigene Produktion besucht, dann ist einiges im Argen und im Grunde nur noch beklemmend.
Allein das sollte einigen Sendern, Produktionsfirmen und weiteren Beteiligten zu denken geben. In der TV-Branche ist immer Druck, teilweise enormer. Es geht um Quote, um Aufmerksamkeit, um Leistung. Dennoch hat jeder Mensch seine Grenzen.
Die aktuelle Geschichte ist ein Indiz dafür, was hinter den Kulissen falsch läuft.
Hier sollten sich einige mal ihre Gedanken machen, ob genau das der richtige Weg ist, um in Zukunft erfolgreich zu sein.
Gutes Fernsehen lebt von kreativen, von mutigen Menschen, die alles geben, um etwas besonderes für die Zuschauer zu leisten. Wenn genau diese Menschen wegen zu hohem Druck sich betrinken müssen, könnt ihr den Laden zumachen.
Zuletzt gab es Gerüchte darüber, ob Newtopia bereits Ende April eingestellt wird. Ich halte dies nicht nur aus Sicht der Quoten für möglich, auch das Vertrauen der Zuschauer am Format generell leidet aktuell extrem. Ob Sat1 den Stecker zieht, muss man abwarten.
Eines ist aber jetzt schon sicher: Newtopia ist ein Beispiel dafür, wie kaputt diese Branche ist. Nur leider scheint es niemanden zu interessieren.
Geschrieben von Florian Hellmuth