Überraschung – Neben Marcel Reif wird Franz Beckenbauer das Bundesliga-Eröffnungsspiel zwischen Dortmund und Hamburg für Sky kommentieren – Aber wie haben sich beide geschlagen?
Die Vorfreude auf das Bundesliga-Eröffnungsspiel zwischen Meister Dortmund und dem Hamburger SV ist groß. Nicht nur Sky überträgt live, sondern natürlich auch LIGA total!, sowie die ARD Sportschau, die heute von Matthias Opdenhövel moderiert wird. Wie lenkt man aber die Zuschauer zu Sky? Genau, man lässt Marcel Reif kommentieren und setzt die Lichtgestalt, den Kaiser Franz Beckenbauer einfach mit auf den Kommentatorenplatz.
Für den Kommentator ist es eine große Umstellung, wenn man mit einem „Co“ kommentiert. Man muss auf der einen Seite das Spiel im Auge behalten, aber auch auf den Co-Kommentator eingehen, Fragen stellen und diesen in den Live-Kommentar einbinden. Sky-Kommentator Kai Dittmann hat bereits Erfahrung damit. Er kommentierte bereits in der abgelaufenen Champions League Saison gemeinsam mit Jens Lehmann – Das Feedback im Netz war sehr positiv und so wird man vor allem beim Topspiel am Samstag in Zukunft auf einen Co-Kommentator setzen. Aber worauf muss man nun als Kommentator genau achten? Das erklärte Kai Dittmann in diesen Tagen im Podcast „Sportradio 360“, wo er als Gast eingeladen war. Moderiert wird der Podcast übrigens von Sky-Kommentator Markus Gaupp.
Reinhören lohnt sich, nicht nur heute :)
Vorbericht
Es ist kein Geheimnis, dass Marcel Reif kein großer Freund von einem Co-Kommentator ist. In dieser Woche war aber zu lesen, dass er gesprächsbereit sei und sich vorstellen könnte, auch mit einem Co-Kommentator zu arbeiten. Nun ging doch alles relativ schnell und Marcel Reif bekommt heute mit Franz Beckenbauer einen sehr prominenten Co-Kommentator an die Seite gestellt. Nun fragen sich viele, wieso Franz Beckenbauer? Um es mal ganz platt zu schreiben: „Weil Beckenbauer über ihm ist.“ – Marcel Reif ist der Chef-Kommentator von Sky. Er ist Fan von gutem Fußball und wenn er diesen nicht sieht, dann meckert er. Franz Beckenbauer deshalb, weil Reif den „Franz“ nicht nur respektiert, sondern auch mag. Oder anders gesagt: Würde Marcel Reif mit Jens Lehmann oder Stefan Effenberg kommentieren? Ich kann es mir nicht vorstellen. Nicht weil beide schlechte Co-Kommentatoren sind, sondern weil Reif eher ein Typ ist, der mit Menschen über den Fußball spricht, die sozusagen auf „seinem“ Niveau sind.
Im Internet war zu diesem Thema vieles zu lesen – Man ist höchstgespannt, wie beide zusammen am Kommentatorenplatz harmonieren. Wird es amüsant? Oder doch eher sachlich? Fakt ist, dass zwei Menschen aus der Welt des Fußballs kommentieren, die eine Meinung haben. Reif hat einen schwarzen Humor, den der Beckenbauer zum Teil auch hat. Man wird relativ schnell merken, wie beide das Spiel angehen. Hohe Qualität oder seichte Fußballunterhaltung? Das ist die Frage. Was will Sky? Eine Mischung aus Unterhaltung und sachlichem Kommentar? Die Mischung würde gefallen – Wichtig ist dennoch, dass man das Spiel im Auge hat. Auch wenn viele auf den Kommentar der beiden schauen, muss das Spiel im Vordergrund gehalten werden. Das muss aber nicht heißen, dass Schmonzetten verboten sind.
In der letzten Saison kommentierte Marcel Reif viele Spiele des BVB – Man hat gemerkt, dass er es liebt diesen Fußball zu kommentieren. Natürlich wird Reif in seinem Kommentar den BVB auch mit der Mannschaft und dem Spiel messen, mit dem sie in der letzten Saison Meister wurden. Im Vorfeld habe ich aber ein bisschen Angst, dass Reif & Beckenbauer den Fokus zu sehr auf den BVB legen. Der HSV hat zwar in der letzten Saison keine große Rolle gespielt, aber die Karten werden neu gemischt. Ich wünsche mir daher, dass beide Teams gleichwertig begleitet werden und der „vielleicht schöne“ Fußball der Borussia aus Dortmund nicht zu oft und zu intensiv kommentiert wird. Das sich Reif manchmal auf Teams fixiert ist eine Kritik, die er sich in der Vergangenheit öfter gefallen lassen musste. Spiele der Bayern, vom BVB, seinem Heimatverein aus Kaiserslautern oder auch beim FC Barcelona in der Champions League. Man wünsche sich manchmal mehr Neutralität und vor dem Spiel heute, kann vielleicht sogar Franz Beckenbauer in dieser Richtung gegen Reif agieren.
Diese Paarung ist jedenfalls sehr interessant und ich werde mich später mit dem Kommentar intensiver beschäftigen und diesen analysieren. Ich gebe mir Mühe, dass die Kommentatorenkritik gegen 23:00 Uhr online ist.
So lief der Kommentator von Reif & Beckenbauer

Um 20:25 Uhr war es endlich soweit. Wir sehen Marcel Reif und etwas im Hintergrund den Co-Kommentator des heutigen Bundesliga-Eröffnungsspiels. Franz Beckenbauer hörte in den ersten gut zwei Minuten einfach mal zu, was Marcel Reif zur Einstimmung erzählte. Danach wurde er ganz freundlich von Marcel Reif begrüßt und die ersten Scherze waren schon zu hören. Man merkt, dass sich beide respektieren und einen ähnlichen Humor haben. Beckenbauer sagte z. B. „Kann man die Zuschauer dazu auffordern, nicht so laut zu schreien?“ – Reif konterte, dass es in München etwas Opernhafter vorgehen würde.
„Wird der BVB Meister und steigt der BVB ab?“ Diese Frage stellte Marcel Reif direkt vor dem Anstoß – Laut Beckenbauer wird beides nicht eintreten, er gehe dennoch davon aus, dass die Bayern Meister werden.
Interessant war die Aufteilung in den ersten Minuten. Marcel Reif kommentierte genauso wie immer und Franz Beckenbauer sagte nichts. Erst nach etwas mehr als 10 Minuten fragte Reif dann nach, wieso das Spiel noch nicht das Tempo hat, dass viele vielleicht erwartet haben. „Es ist der Anfang der Saison und niemand weiß, wo er so richtig steht“, so Beckenbauer. Es war anzumerken, dass Reif vielleicht nicht so richtig wusste, was er fragen solle oder es nicht wollte. Auf Twitter reagierte man darauf so:

Nach knapp 14 Minuten war es Kagawa mit einer guten Chance für den BVB, die Reif fast vom Kommentatorenplatz schreien lässt. Wenn der Franz an diesem Zeitpunkt noch nicht eingeschlafen ist, dann war er nun wieder wach.
„Wird es den Hamburgern zu schnell“, fragte Reif kurz darauf. Beckenbauer erläuterte, dass das in der letzten Saison bereits so war. Danach fiel dann das 1:0 für den BVB durch Kevin Großkreutz. Beim Tor gab es nur einen kleinen Einwurf von Beckenbauer, aber den übertonte Reif.
Nach 18 Minuten war es Franz Beckenbauer, der zum ersten Mal von alleine etwas sagte. Er sprach die gemachten Fehler vom Hamburger SV an und kritisierte sie. Ebenso, dass der BVB in der letzten Saison wenig Tore bei Großchancen erzielte. Das war ein Problem in der letzten Saison, so der Kaiser.
Etwas mehr als 20 Minuten gespielt und der Franz traut sich etwas mehr zu sagen. Reif ist zwar klar dominant, aber Beckenbauer sprach in dieser Zeit u.a. viele taktische Dinge an. Beckenbauer gefällt bis zu diesem Zeitpunkt, denn ein Co-Kommentator soll ja so etwas wie eine Ergänzung sein und auch Dinge, die der Hauptkommentator nicht sieht ergänzen.
Nach 24 Minuten der nächste Schrei von Reif nach einem Pfostentreffer von Kagawa. „Wenn man HSV Fan ist, muss man auf sehr viel Hoffnung umschwenken“, so Reif. Beckenbauer gab ihm Recht und fügte hinzu, dass die Beine der HSV-Spieler relativ langsam wirken.
Götze trifft nach 28 Minuten und Reif überkommt es – „Das ist ja Riesenfußball“ – Beckenbauer sagte darauf im leisen Unterton, dass immer zwei dazu gehören. „Oenning habe viel Arbeit vor sich“, so Beckenbauer.
Reif fragte danach, wie dass für den HSV wohl sein muss, wenn man nun sehe, dass sie vielleicht noch nicht so weit sind, wie sie vielleicht gedacht oder gehofft haben. Beckenbauer erläuterte dies eher mit einer taktischen Antwort.
„Götze dreht auf, es ist ein Genuss dem zuzugucken“ schrie Reif fast schon energisch nach rund 35 Minuten – Ein Gefühlsausbruch – Er ist einfach Fan von gutem Fußball und wenn er diesen sieht, dann schwärmt er. „Dieser Spieler sind ein Segen für den deutschen Fußball“, so Reif zu Mario Götze.
„Wichtig ist, wie man hier nicht gewinnt“ – Marcel Reif fast schützend für den HSV, von dem man nicht erwartet, beim BVB zu gewinnen. In dieser Zeit lehnte sich Beckenbauer wieder mehr zurück und sagte nur selten etwas.
Einigkeit auch kurz vor der Pause – „Der HSV ist mit dem 2:0 gut bedient“ – Die Hamburger sind völlig „ausgespielt“ – Die „geschlossene Bewegung“ ist überhaupt nicht da, so Beckenbauer vor der Pause. „Und nun ist das erste Elend für den HSV vorbei“, so Reif nach dem Pausenpfiff. „Wenn der BVB so weiterspielt, dürfen sie sich berechtigte Hoffnungen auf die deutsche Meisterschaft machen“, so Beckenbauer.
Pause!
Um 21:41 Uhr waren sie wieder da – „Hier wird schon wieder richtig guter Fußball gespielt“, so Reif.
„Götze und Kagawa sind irre“ – Er lobte, wann er konnte. Nach einem fehlgeschlagenen Abwehrversuch des HSV sagte Beckenbauer, dass man den schon verteidigen kann, Reif darauf, „du vielleicht.“ Eine kleine Schmonzette so nebenbei.
Auf Twitter nahm man die Aussagen von Reif folgendermaßen zur Kenntnis:

Nach knapp 60 Minuten wurde dann philosophiert, ob der BVB mit der Doppelbelastung Champions League auch weiterhin so beständig sein wird.
„Spannender wird es nicht mehr“, so Beckenbauer. Er hatte nach 61 Minuten den HSV komplett aufgegeben.
„Die Bewegungen sind jetzt anders, man wartet jetzt“ – Franz Beckenbauer mit dieser Aussage zum Spiel der Borussia, die sich nach dem 3:0 wirklich ein wenig zurückgenommen haben und den HSV etwas kommen ließen.
Kacar wurde von Reif in Schutz genommen – „Man spielt ja nicht jede Woche gegen den BVB und Götze.“ – Auch hier merkt man, dass Reif den Mario Götze fast schon vergöttert.
„Die Hamburger verhalten sich in der Niederlage anständig“, so Reif – Was sollen sie sonst machen? Ebenso gab es Lob an die Zuschauer des HSV, die trotz der kommenden Niederlage weiterhin ihre Mannschaft unterstützten.
Ob es angebracht ist den BVB mit dem FC Barcelona zu vergleichen? Ich denke, dass Reif diese Meinung exklusiv hat. Der BVB ist zwar gut, aber Barca ist eine andere Hausnummer. Vielleicht trifft man sich ja demnächst in der Champions League. Aber auch diese Höhenflüge sind normal bei Reif, wenn er guten Fußball sieht.
Nach 77 Minuten dann ein kluger Spruch von Franz Beckenbauer: „Das ist die Zeit, an dem man auf die Uhr schaut und hofft, dass der Schiedsrichter gleich abpfeift. Die einen können nicht mehr, die anderen wollen nicht mehr.“
„Vielleicht geht ja doch noch was“ änderte Beckenbauer seine Meinung kurz darauf. Der HSV kam zum Anschluss und Reif findet, dass das aus Hamburger Sicht nun etwas „humaner“ aussehen würde. Kurz darauf die nächste HSV-Chance und Reif zu Beckenbauer, „du hast doch gesagt, die sollen abpfeifen.“ Beckenbauer darauf erneut: „Vielleicht geht ja noch was.“
„Der HSV wirkte in den letzten Minuten kompakter, so der Kaiser.“ – Reif erwiderte darauf nichts.
Zum Ende hin wurde Franz Beckenbauer wieder sehr ruhig, sagte wenig. Aber auch Reif ließ die Partie etwas lockerer zu Ende gehen. „Die Hamburger haben sich zu spät gewehrt, so das Fazit von Franz Beckenbauer. Das Spiel des BVB gefiel ihm „sehr“ gut.
Marcel Reif dankte dem Kaiser ganz herzlich und dieser tat es ebenfalls – Danach ging es in die Nachberichte.
Reif & Beckenbauer – Wie haben sie sich geschlagen?
Im Vorfeld gab es im Netz sogar bedenken, dass sich beide blamieren könnten. Nach dem heutigen Kommentar kann ich sagen, dass dieser Fall nicht eingetreten ist. Marcel Reif kommentierte wie eigentlich immer. Sehr ordentlich, sehr ehrlich, aber an manchen Stellen auch zu verliebt in das Spiel des BVB. Franz Beckenbauer wirkte am Anfang so, als wäre er nicht da. Erst nach einigen Minuten wurde er durch Reif ins Spiel eingebunden. Was Beckenbauer sagte, war zum Teil aber wenig hilfreich und die vielen Floskeln hatte man auch schon oft gehört. Ein Co-Kommentator soll natürlich ein wenig hinter dem eigentlichen Kommentator agieren, aber mir war Beckenbauer zu still und einfach zu wenig zu hören. Es war für den Anfang wirklich nicht schlecht, aber man erfand sich auch nicht neu. Im Vergleich zu Jens Lehmann, der in der vergangenen Champions League Saison mit Kai Dittmann kommentierte, konnte das Duo Beckenbauer & Reif aber nicht anknüpfen. Einige schöne Sprüche waren dennoch dabei und so war die Idee von Sky mit Reif & Beckenbauer schon gut gedacht, aber eben nicht so stark, dass man das in der Zukunft öfter machen sollte.
Nun bin ich gespannt, ob Reif weitere Spiele mit Co-Kommentator bekommt und ob es dann wieder Franz Beckenbauer als sein „Co“ wäre, oder doch eher ein Jens Lehmann oder Stefan Effenberg.
Geschrieben von Florian Hellmuth