Kritik an Moderatoren & Kommentatoren im Internet ist heutzutage fast schon Normalität. Problem: Viele Nutzer verstecken sich dabei hinter ihrer Anonymität, um zum Teil wirklich böse Beiträge zu verfassen. In der Sendung „Markus Lanz“ äußerte sich Sport1-Moderatorin Laura Wontorra nun sehr offen zu diesem Thema.
Jeder Fußball-Fan, der sich ein bisschen im Social Web herumtreibt, kennt dieses Thema. Über die verschiedenen Plattformen gibt es regelmäßig Kommentare über die Moderatoren & Kommentatoren der TV-Sender zu lesen. Neben Lob und zum Teil auch konstruktiven Beiträgen, ist leider auch viel Müll dabei, der nicht selten auch unter die Gürtellinie geht.
Bei Markus Lanz äußerte sich die Sport1-Moderatorin Laura Wontorra nun zu diesem Thema. Zu sehen ab 47:55 Min. in der ZDF-Mediathek.
Wer in der Öffentlichkeit steht, der muss mit Kritik leben. Es ist einfach ein Teil dieser Branche, wenn man so einem Job nachgeht. Akzeptieren muss man dennoch nicht, wenn sich gewisse User im Netz nicht benehmen können, beleidigen oder schlichtweg Unwahrheiten schreiben. Als Zuschauer muss ich nicht jeden toll finden, aber Respekt vor dem Menschen, sollte man „immer“ haben. Die Moderatoren & Kommentatoren, die vor oder hinter dem Mikrofon arbeiten, gehen ihrem Job nach. Nur weil einem diese Ausführung nicht gefällt, ist der Mensch dahinter kein Arschloch, Idiot oder sonst was.
Es klingt in vielen zu lesenden Beiträgen immer wie eine Verknüpfung. Dabei gibt es einen Unterschied zwischen dem Menschen, der für die Zuschauer kommentiert und der jeweiligen Privatperson. Ich laufe auch nicht durch München, sehe einen Kommentator und sage: „Du bist ein Arschloch“. Hier sind wir wieder bei der Anonymität. Wer würde sich das trauen? Kaum jemand.
Im Internet, vor dem Schutzschild der Anonymität, ist das ganz einfach. Ich logge mich ein, schreibe irgendwas Böses und bin zufrieden. Was man dabei vergisst ist der Mensch, der das vielleicht liest und der entsprechend diese Dinge für sich verarbeiten muss. Was für den User ganz einfach geschrieben ist, ist es für den Betroffenen meist nicht.
Hinzu kommt, dass viele Kritiker kaum Ahnung von der Person haben, die sie kritisieren oder schlichtweg sich nicht intensiver mit ihr oder ihm beschäftigen. Sie sehen einen Auftritt und bewerten diesen für sich als schlecht. Auch das ist völlig okay, denn Geschmäcker sind verschieden. Bevor man aber böse/beleidigende Kritik absondert, sollte man sich zumindest etwas mit der Person auseinandersetzen.
Ein weiterer Punkt: Jeder von uns hat zudem auch einfach mal einen schlechten Tag, macht einen Fehler oder sonstiges. Wir, die die nicht in der Öffentlichkeit stehen, werden im Normalfall dafür nicht beleidigt/kritisiert. Wenn wir ehrlich sind, wollen wir das auch nicht. Fehler sind menschlich, jeder macht sie. Das gilt für die Kommentatoren & Moderatoren, genauso wie für jeden anderen, der einem Job nachgeht.
Das Grundproblem ist aber leider, dass viele gar keine sachliche Kritik äußern möchten. Gerade Facebook ist mittlerweile leider eine Plattform, wo besonders viel Müll gepostet wird. Hier spreche ich nicht nur von Kritik an Personen aus den Medien, sondern auch zu völlig anderen Dingen. Klicke ich bei News-Redaktionen auf die Kommentare zu Artikeln, lese ich zu 75% nur Müll oder Beleidigungen. Bei Sport-Artikeln oder auch Politik-Diskussionen ist es nicht anders.
Manchmal habe ich das Gefühl, viele können, oder wollen sich nicht benehmen, respektvoll sein oder schlichtweg diese Plattform vernünftig nutzen. Persönlich nehme ich Facebook als Plattform was Kritik/Feedback angeht nicht mehr so ernst, wie z. B. Twitter. Wichtig ist heutzutage einfach, wie man entsprechendes Feedback für sich selbst verarbeitet und welche Schlüsse man daraus zieht.
Wäre ich ein Kommentator/Moderator, würde ich Facebook größtenteils ausblenden bzw. entsprechende Kommentare einfach nicht mehr ernst nehmen. Ändern kann man es eh nicht, außer man blockiert gewisse User auf den eigenen Fan-Seiten.
Auch ein Frank Buschmann kennt das Thema auf seiner Facebook-Seite – Nicht selten hat er in der Vergangenheit dazu aufgerufen, vernünftig miteinander zu kommunizieren. Mittlerweile funktioniert das auch wirklich gut. Es ist eines der positiven Beispiele, dass es auch funktionieren kann.
Generell ist Feedback wichtig, sehr wichtig sogar. Wenn ich ein Moderator/Kommentator wäre, dann möchte ich schon wissen, wie ich bei den Leuten, für die ich meinen Job ausübe, ankomme. Feedback sollte sachlich, konstruktiv sein, alles andere wird eh nicht ernst genommen.
Auch ich mache mir nicht immer Freunde, wenn ich jemanden aus der Sportmedienbranche kritisiere. In der Branche ist es heutzutage leider aber auch üblich, kein ehrliches Feedback zu geben. Wenn jemand wirklich nicht gut war, sollte dieser es auch zu hören bekommen. Nicht um denjenigen zu ärgern, sondern um ihn darauf hinzuweisen, wo er sich noch verbessern kann. Niemand ist perfekt und jeder sollte bereit dazu sein, sich nicht mit dem zufrieden zu geben, was er aktuell leistet, sondern immer auch den eigenen Anspruch haben, sich weiter verbessern zu wollen.
Um zurück zu Laura Wontorra zu kommen. Sie sprach gestern bei Markus Lanz das aus, was viele ihrer Kollegen über das Thema denken, auch weil sie zum Teil selbst betroffen sind. Dieses Thema öffentlich einmal anzusprechen war extrem wichtig, um auch einmal die andere Seite zu hören und vielleicht bei einigen Internet-Nutzern zum Nachgrübeln anzuregen.
Der Schritt von Laura Wontorra war mutig und zeigt Charakter.
Ich würde mir wünschen, dass dieser Mut in Zukunft auch belohnt wird.
Geschrieben von Florian Hellmuth
Ein Kommentar zu “Laura Wontorra über Kritik an Moderatoren & Kommentatoren in den sozialen Netzwerken – „Wir müssen uns vorher überlegen, was wir dort schreiben“”