Angestoßen wurde diese Diskussion von Michael Schulz in der Sendung „Markus Lanz“ – Muss eine Fußball-Reporterin heutzutage nur noch gut aussehen?
Vor einiger Zeit habe ich mich mit diesem Thema hier im Blog bereits beschäftigt, nun kommt diese Diskussion erneut auf den Tisch. Per E-Mail bekam ich heute Morgen ein Interview von Julia Scharf zugeschickt, die aktuell u.a. für die ARD arbeitet. Sie wehrt sich dagegen, dass Fußball-Reporterinnen nur noch gut aussehen müssen.
„Es gibt sicher die Tendenz, mehr und mehr Frauen im Fußball Interviews führen zu lassen. Die Verantwortlichen begründen das dann gerne damit, dass Frauen einen anderen Zugang zu den Spielern haben. Meiner Meinung nach stimmt dies oftmals, aber nicht immer. Es kommt doch darauf an, was man für einen Background hat. Ich selbst habe schon immer viel Sport gemacht, habe zudem aber auch Sportwissenschaften und Medien/ Kommunikation studiert. Dazu kommt, dass ich in verschiedenen Sportarten auch über Trainerscheine verfüge und das praktische Medienhandwerk von der Pike auf gelernt habe: Angefangen bei Tageszeitungen, weiter übers Radio und das Onlineportal sport1.de bis ich dann zum Fernsehen kam. Bei Frauen vor der Kamera oder hinter dem Mikrofon, die diese Leidenschaft für den Sport und Medien haben, kann ich nur sagen: Mehr davon! Wenn es allerdings nur nach dem Aussehen geht, finde ich das nicht gut und wünsche mir, dass die Verantwortlichen sorgfältiger suchen und natürlich auch Männern im Nachwuchsbereich Chancen geben.“ Quelle: pi-creative
Auch dieser Absatz ist sehr interessant – Sind Sie der Meinung, dass Ihnen Ihr Aussehen jemals weiter geholfen hat?
„Wenn ich „nein“ sagen würde, wäre das gelogen. Aber nur mit gutem Aussehen kommt man in diesem Job nicht weiter. Manchmal steht es einem auch im Weg, weil Kollegen, die einen nicht kennen sicher oft das Vorurteil haben, dass man seine Verpflichtung nur der Optik zu verdanken hat. Das kenne ich auch, da musste ich zu Beginn auch ab und zu Überzeugungsarbeit leisten. Zeigt man dann aber einfach sein Wissen und seien Begeisterung für den Sport, gerade auch im Fußball, ist das schnell erledigt.“ Quelle: pi-creative
Ich kann Julia Scharf in ihren Äußerungen nur beipflichten – In den vergangenen Jahren nahm die Anzahl der Sportreporterinnen deutlich zu. Den Begriff „Frauenquote“ mag ich eigentlich nicht, ist aber dennoch treffend. Die Verantwortlichen setzen zum Teil wirklich mehr auf Frauen, aber viele von ihnen sehen eben nicht nur gut aus, sondern sind auch für ihre Aufgaben qualifiziert.
Die Beste: Britta Hofmann
Die für mich aktuell beste Moderatorin arbeitet im Pay-TV und heißt Britta Hofmann. Wer öfter mal „Sky Sport News HD“ einschaltet oder das „Euro Spezial“ verfolgt hat weiß auch wieso. Natürlich sieht sie super aus, aber sie punktet vor allem durch ihre Leistungen im Studio. Fachlich extrem gut, sehr sicher, sehr locker, authentisch, sympathisch und humorvoll. Was mich vor allem beeindruckt: Ihre Ausstrahlung beim Moderieren, man merkt sofort, dass sie liebt, was sie tut.
Stellt sie ins Studio, macht die Monitore aus und gebt ihr ein Thema – sie würde auch diese Situation meistern und die Zuschauer perfekt informieren. Auch deshalb wird sie ab der kommenden Bundesliga-Saison für „Sky Sport“ als Fieldreporterin arbeiten. Man könnte ihr sogar die Bundesliga am Nachmittag geben, sie würde auch dort brillieren.
Der Lernprozess
Wie wird man eine gute Moderatorin oder Reporterin? Na klar, durch Erfahrung, viel Live-Erfahrung. Niemand ist perfekt, jeder macht Fehler und mit der Zeit wird man immer besser. Niemand moderiert von einem auf den anderen Tag perfekt, Erfahrungen sammeln, ist das wichtigste in diesem Job.
Ein positives Beispiel ist hier sicherlich Esther Sedlaczek – Sie gewann das Sky-Moderatorencasting und landete danach als News-Vorleserin bei „Samstag Live!“ – Zu Beginn schaute sie oft grimmig in die Kamera und wirkte nicht richtig locker und las einfach vom Teleprompter ab. Mit der Zeit wurde sie immer besser und die Sky-Verantwortlichen gaben ihr eine Chance sich zu beweisen. Neben Ulli Potofski durfte sie „Mein Stadion“ moderieren und mit diesem „Typen“ als Lehrer konnte sie nur profitieren. Esther entwickelte sich mit der Zeit und wurde immer besser. Aus der News-Vorleserin wurde eine Moderatorin, die mittlerweile nicht nur als Fieldreporterin für „Sky Sport“ arbeitet, sondern auch als eigentständige Moderatorin bei der zweiten Liga.
Auch beim Sky-Moderatorencasting war Ruth Hofmann, die neben Sarah Winkhaus und Laura Wontorra von Sky übernommen wurde. Hofmann bekommt aktuell eine On Air Rolle bei „London Calling“ – Sie ist dort eine Art „Sidekick“ von Ulli Potofski, der sie On Air fordert und auch gut rüberbringt. Sie ist momentan in der Phase, die Esther Sedlazcek bereits überstanden hat. Manchmal ist sie unsicher und schaut in der Gegend rum, versucht diese Nervosität zu überspielen – Dennoch macht sie einen guten Job.
Wir allen müssen in unseren Jobs Erfahrungen sammeln, wir alle machen Fehler aus denen wir lernen müssen. Wichtig ist doch, dass man die Chance bekommt sich zu zeigen, sich zu entwickeln.
Die Frauen werden oft unterschätzt
Von außen werden die Frauen, die in der Fußballbranche arbeiten, natürlich genauer betrachtet als die Männer. Viele schauen genauer hin oder suchen einen Fehler, um sich später aufzuregen. Die Männer machen aber genauso Fehler, nur hier wird es meist nicht an die große Glocke gehängt.
Ich konnte mich in den vergangenen Jahren mit vielen Moderatorinnen von verschiedenen Sendern austauschen. Mein Eindruck war eigentlich immer, dass sie vor allem von den Kollegen für ihre Arbeit respektiert werden. Selbstverständlich gibt es Ausnahmen, aber das ist in allen Bereichen so.
Persönlich finde ich es sogar gut, dass wir mehr Frauen als Moderatoren oder Fieldreporter haben. Das bringt einfach Abwechslung in die Übertragungen und wir haben bei allen Sendern richtig gute Frauen dabei: Britta Hofmann, Julia Scharf, Esther Sedlaczek, Anett Sattler, Andrea Kaiser und viele mehr.
Wie bei den Männern gibt es natürlich auch Leute, die man nicht mag oder nicht gut findet. Fachlich haben die „Meisten“ aber dort etwas zu suchen. Totalausfälle gibt es bei den Frauen wenige, gleiches gilt für die Männer – Viele Personalien sind einfach Subjektiv.
Fazit: Eine Reporterin muss mehr tun als gut aussehen!
Wir werden diese Diskussion sicherlich noch öfter führen, dennoch bin ich der Meinung, dass die Frauen in dieser Branche einen guten Job machen. Übrigens werden nicht nur die Frauen gefördert, sondern auch die Männer wie Julia Scharf ebenso ansprach – Beispiele sind Martin Winkler und Thomas Fleischmann die aktuell für „Sky Sport News HD“ arbeiten.
Ein großer Dank geht an dieser Stelle an Julia Scharf, die dieses Thema so offen anspricht und meiner Meinung nach auch vollkommen richtig analysiert.
Geschrieben von Florian Hellmuth
Guter Artikel, aber eine Anmerkung hätte ich doch noch:
Du schreibst „Eine Reporterin muss mehr tun als gut aussehen!“. Das könnte man leicht so verstehen, dass Du das „gute Aussehen“ voraussetzt. Genau das finde ich nämlich nicht. Von mir aus kann eine weibliche Reportin aussehen wie sie mag (solange sie gepflegt ist selbstverständlich), hauptsache sie ist kompetent und vielleicht sogar ein bisschen unterhaltsam. Das ist die Hauptsache.
Wenn ich SSNHD schaue, dann scheint mir, dass man bei den Damen manches mal doch ein bisschen mehr auf die Optik als auf die Kompetenz Wert gelegt hat, wobei ich da die Herren in Sachen Kompetenz teilweise noch schlimmer finde.
Naja, ist sicherlich auch Geschmackssache.
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@Crispin
Der Satz „Eine Reporterin muss mehr tun als gut aussehen!“ ist auf die Aussage von Michael Schulz bezogen.
Dennoch ist es natürlich so, dass die Sender eher „hübsche“ Frauen vor die Kamera lassen, was bei den Männern ja meist auch nicht anders ist. Gehört einfach zu dieser Branche, ob es einem gefällt oder nicht.
Gebe dir mit deinen Aussagen natürlich Recht.
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